Wo bleiben bei uns die Lösungen für Probleme?
Von der Seele reden
Von der Seele reden – der Kommentar von Prof. Dr. Klaus-Dieter Müller, Politik- und Medienwissenschaftler und Vorstand der „Stiftung: Christliche Werte leben“.
Jeden Donnerstag um 20:45 Uhr im Radio und bereits vorab hier den ausführlichen Kommentar online hören. Mehr Infos zur Stiftung auf www.christlichewerteleben.de
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn Richard Lutz fordert seine Führungskräfte zu mehr Einsatz und mehr Konzentration auf und fordert neue Managementpraktiken. Neun Verhaltensmaßgaben verlangt der Vorstand laut dem Bericht künftig von seinem Management. So sollen "nur Ergebnisse zählen", keine Pläne. "Bei negativen Ergebnissen müssen Gegenmaßnahmen initiiert werden." Diese müssten "konkret und zielgerichtet" sein. Dem Unternehmen werde es nicht mehr helfen, nur Probleme zu beschreiben, sondern man müsse sie auch angehen. Meetings dürften "nur mit einem konkreten Lösungsvorschlag oder einer konkreten Methodik zur Entwicklung eines Lösungsvorschlags aufgesetzt werden". Der Vorstand droht jenen, die sich nicht daranhalten, mit Konsequenzen. Wer nur Probleme aufwerfe, ohne Bereitschaft an der Lösung mitzuhelfen, der werde "konsequent vom Einladenden von Meetings entfernt", heißt es. Beschreibt der Vorstand der Deutschen Bahn damit nicht eines unserer gesellschaftlichen Probleme? „“Wir sind in unserem Denken, unserer Mentalität und unseren Reflexen für diese Gegenwart nicht gemacht, lese ich bei Robert Jacobi im Stern. Die Krise haben nicht die Grünen, oder die Migranten, oder die Langzeitarbeitslosen oder die Regierung verursacht, sondern wir selbst. Jeder einzelne von uns. „Wir liegen starr wie Fossilien auf dem Grund eines Ökosystem, das vor lebendigen Wesen nur so wimmelt. Wir drehen uns wie ein batterieschwacher Autoscooter langsam und kraftlos um uns selbst, während die anderen umherwirbeln, sich anrempeln und Freude dabeihaben.“, sagt Jacobi. Wir sind die Lateinlehrer mit Vokabeltrainer in einer Welt, die sich in Tiktok-Multiformat Sprache unterhält. Hauptsache, die Grammatik stimmt – ob jemand zuhört und uns folgen kann, spielt keine Rolle. Und wir fühlen uns wohl dabei, zumindest meistens. Ist nicht die Ideologie der Political Correctness inzwischen verbunden mit der Tendenz zum Moralisieren, zum Belehren, zum Aufdrängen bestimmter Meinungen, vor allem aber mit einem Trend zur Intoleranz mit Domizil in Meinungsblasen. Fühlen wir uns nicht alle dazu verpflichtet, nicht anecken zu wollen? Und vermeiden wir nicht deshalb Lösungsvorschläge, weil mit jeder Veränderung irgendjemandem auf die Füße getreten werden muss? Ist es da nicht einfacher, die Probleme zu benennen und anderen die Schuld zu geben, die sich nicht wehren können. Zum Beispiel der Politik oder einzelnen unbeliebten Politikern oder Politikerinnen? "Innovationsfähigkeit fängt im Kopf an, bei unserer Einstellung zu neuen Techniken, zu neuen Arbeits- und Ausbildungsformen, bei unserer Haltung zur Veränderung schlechthin“, hatte uns einst Bundespräsident Herzog ins Stammbuch geschrieben. Der römische Philosoph Seneca empfahl: „Eine der Ursachen unseres Ungemachs ist die, dass wir uns in unserer Lebensweise nach dem Beispiel anderer richten und uns nicht durch die Vernunft leiten lassen.“ Ich wünsche Ihnen eine glückliche Woche, aber bitte achtsam bleiben.