Prominente Tabu-Brecher.
23.07.2025
2009 Robert Enke. 2025 Wolfgang Grupp. Der erste Bundesliga Profi. Der zweite erfolgreicher Unternehmer im Ruhestand. Beide vereint, dass sie ein Tabu gebrochen haben. Dank ihrer Prominenz medienwirksam. Robert Enke hat sich das Leben genommen. Er litt unter Depressionen. Wolfgang Grupp, der ehemalige Chef der Firma Trigema, hat es versucht. Und sich danach geoutet.
Ja, es braucht offensichtlich eine gewisse Prominenz, um ein Thema öffentlichkeitswirksam zu platzieren. Wie Thomas Hitzlsperger, der sich als erster Bundesliga-Profi zu seinem Schwulsein bekannte.
Wolfgang Grupp hat das Thema „Altersdepression“ in die Schlagzeilen gebracht. Das ist gut so und lange überfällig. Und dass es der Narzisst Grupp getan hat, der mit seinem Affen in der Fernsehwerbung allgegenwärtig war, verwundert nicht. Er hat sich stets in der Öffentlichkeit präsentiert, als Retter des Industriestandorts Deutschland – und das ausgerechnet in der Textilbranche. Im Alter von 81 Jahren übergibt er seinen erfolgreichen Betrieb seinen Kindern. Und fällt offensichtlich ins Bodenlose.
Bei mir sind viele Bilder hochgekommen, als ich davon gehört habe. Von altgewordenen Ver-wandten, Freunden, Geschäftspartnern, bei denen ich weiß oder vermute, dass sie altersde-pressiv waren oder sind. Verlust an Bedeutung, an Sinn, an Leistungsfähigkeit, negative Lebensbilanz, ein schmerzlicher Verlust – und das Leben scheint zu Ende zu sein. Und ich sehe mich selbst. Vor 5 ½ Jahren bin ich, kurz nach dem Ende des Berufslebens, in ein tiefes Loch gefallen. Das hatte mit einem persönlichen Schicksalsschlag zu tun. Ich bin dankbar, dass ich mir habe helfen lassen, bevor es zum Äußersten kam. Und ich freue mich, dass ich noch lebe. Dank guter Begleitung von Angehörigen und Profis. Männer, bitte überwindet Euren Stolz und vertraut Euch an. Es lohnt sich. Davon kann ich dankbar ein Lied singen.